Bericht vom Landeslehrgang mit Frank Witte am 24.09.2016:

 

 

Am Samstag trainieren und schwitzen, wenn draußen die Sonne scheint?

 

Da muss einen schon etwas Besonderes locken!

 

Wenn sich dennoch 52 Teilnehmer beim schönsten Altweibersommer einfinden, um das Thema „Atemitechniken in der realistischen Selbstverteidigung“  zu bearbeiten, dann hat jemand tatsächlich die Leute ins Dojo gelockt.

 

Am letzten Samstag den 24.09. war das der Referent Frank Witte.

 

Teilweise aus Hamburg sind Leute angereist, um von dem Träger des 6. Dan Ju-Jutsu und Trainer A Leistungssport der vom PSV Wiesbaden kommt, etwas für die praktische Anwendung des Ju-Jutsu zu lernen und mit nach Hause zu nehmen.

 

 

 

Witte, der mit 14 (internationalen) Deutscher Meister-Titeln im Ju-Jutsu Wettkampf,

 

dem Sieg in der Formenmeisterschaften Danish Open und Swedish Open 1991 / 1992,

 

dem Sieg der Europameisterschaft 1991/ 1992 und

 

dem Titel World-Cup-Winner 1993 im Ju-Jutsu Fighting aufwarten kann, unterstrich, dass er viel Erfahrung hat, die er an andere Sportler weitergeben kann.

 

 

 

Er führte mit einer Ansprache in das Thema des Lehrgangs ein:

 

Dass es verschiedene Wege im Ju-Jutsu gäbe.

 

„Die einen wollen Bewegung machen, Breitensport, der die Motorik schult und fit hält.“

 

„Die anderen legen Wert darauf, dass ihr Ju-Jutsu auch wirklich für die Selbstverteidigung anwendbar ist.“

 

„ Für welchen Weg man sich selber entscheide, ist die eigene, individuelle Entscheidung des Sportlers.“

 

„Wenn man sich aber entscheide, Selbstverteidigung zu betreiben, dann sollte man sich einige Dinge klar machen und sich nichts vormachen.“

 

 

 

Frank Witte versuchte mit den folgenden teils drastischen Schilderungen, die Lehrgangsteilnehmer darauf einzustimmen, dass auf der Straße nicht immer fair gekämpft wird. „Es gibt Situationen, da schießen einem Bilder durch den Kopf, die Angst machen. Diesen Bildern sollte man sich aber stellen. Blut könne als  Konsequenz dazu gehören, wenn man den Kampf gegen einen aggressiven Angreifer gewinnen will. Um den Gegner als Gefahr für sich oder Andere auszuschalten brauche es manchmal Atemitechniken, denen man vertrauen kann. Techniken, bei denen ich weiß, dass ich Sie kann und dass ich im Zweifel damit den Kampf beenden kann.

 

Diese Techniken solle man beständig üben um sich im Ernstfall dieser Techniken gewiss zu sein, sich vielleicht im Kampf die Situation so zu gestalten, dass ich  „meine“ Technik gezielt einsetzen kann.

 

 

 

Diese Einstimmung auf das Thema realistische Selbstverteidigung war wichtig, weil die folgenden Übungen dem Zweck dienten, einige grundsätzliche Bewegungsmuster zu aktivieren, deren Sinn man sich bewusst sein musste.

 

Angriff- Ausfallschritt- Eindrehen und damit den Schlag „aufladen“- linke Gerade, Auspendeln- rechte Gerade- Distanz verkürzen- dabei wieder Eindrehen und Haken zum Körper…

 

Dieses Eindrehen- damit dem gegnerischen Schlag ausweichen und den eigenen Atemiangriff vorzubereiten, aufzuladen- kam nun in der Folge oft vor. Immer Komplexer wurden die Abfolgen. Handballenschläge zum Kopf kamen dazu (der „Dong“), Ellenbogentechniken in der Nahdistanz.

 

Distanz überbrücken mit Lowkicks und in der Halbdistanz das Knie einsetzen.

 

So wurde aus dem anfänglichen Ablauf eine Kette von Schlägen und Tritten: Die „Waffen für den Nahkampf“.

 

Dazu immer auch hilfreiche Tipps aus der Praxis des Fachlehrers an der Polizeiakademie Hessen.

 

Woran erkennt man, dass jemand unmittelbar vor einem Angriff steht? (Nase)

 

Die Frage stand im Raum: „Schlage ich als erster zu, um meine Chancen, heile nach Hause zu kommen, zu verbessern?“

 

„Ab wann überschreitet man die Notwehr?“.

 

Am Ende dieses Teiles waren die Gi´s der Teilnehmer durchgeschwitzt und einige waren froh, für den zweiten Teil einen zweiten, trockenen Gi mitgenommen zu haben.

 

 

 

Nach einer kleinen Pause ging es um die Spezialtechniken des Referenten.

 

Frank Witte hatte etwas für den Bodenkampf mitgebracht mit dem er seit eigener Aussage seit 15 Jahren Punkte macht und immer wieder funktioniert.

 

 

 

Es galt den eigenen Stand aufzugeben um sich in eine günstige Position für einen Fersenrückwurf zu begeben. Man merkte sehr schnell, dass dies für den Gegner schwer zu verteidigen sein muss.

 

In der Folge wurde auch hieraus eine Kette von Abläufen.

 

Stand aufgeben- Gegner mit Tritten „beschäftigen“- Fersenrückwurf- Übergang in die Reitposition. Was tun, wenn der Gegner drückt, was tun wenn der Gegner klammert?

 

Und von hier aus gab es verschiedene Wege, je nach Reaktion des Gegners einen Übergang in den Seitenstreckhebel oder in den Kreuzfesselgriff.

 

Schön auch, die Kontrolle des Gegners mittels Knie auf dem Solarplexus:

 

Sichtlich Spaß hat Frank Witte am „Schmetterling“ gehabt. „Der Gegner gibt mir durch seinen Druck Auftrieb. Wie im Wasser. Da werde ich leicht wie ein Schmetterling und das kann  ich für meine Bewegungen nutzen“.

 

 

 

Am Ende des Lehrgangs hatten die Teilnehmer eine gute Grundlage für das weitere Training im Verein bekommen und für einige, die selbst Trainer in ihren Vereinen sind, gab es neue Impulse für die Gestaltung des Trainings.

 

 

 

Frank Witte ist ein gern gesehener Gast im Dojo des VfL Wolfsburg der dem Lehrgang ausrichtete und wir würden uns freuen, Ihn noch einmal bei uns zu haben.

 

Auch Uwe Nettlau als Repräsentant des Veranstalters, dem Niedersächsischer Ju-Juttsu-Verband e.V., war zufrieden. Keine Verletzten trotz des Themas Atemi und unzähligen Fauststößen zum Kopf. Das zeigte dass nicht nur der Referent die richtigen Übungen vorgab sondern auch sehr konzentriert seitens der Teilnehmer gearbeitet wurde.

 

 

 

Zum Schluss des 4-stündigen Events wurden noch einige Teilnehmer vom Referenten ausgezeichnet für ihre Leistungen im Allkampf.

 

Bei Lehrgangsende schien noch immer die Sonne und den Feierabend hatte man sich nun wirklich verdient.